Momentaufnahme aus der «Begegnungszone»

Volksstimme – Do, 18. März 2021

Menschen hasten durch die Begegnungszone Sissach. Von gemächlichem Flanieren keine Spur. Begegnungen sind kaum zu beobachten. Sie finden, wenn überhaupt, in den engen Bereichen entlang der Häuserzeilen statt, da der Grossteil des vorhandenen Strassenraumes dem mehrspurigen ruhenden und fliessenden Verkehr vorbehalten ist. Der ständig dichte Fluss der Autos erstickt den Wunsch nach Verweilenwollen im Keim.

Mittlerweile ist der von Autos dominierte Zustand über die Jahre hinweg zur Normalität geworden. Kritische Einwände werden zum Tabu erklärt. Von einem Ausgleich der vielfältigen Bedürfnisse zwischen den unterschiedlichen Nutzern ist längst keine Rede mehr. Obwohl in weiten Teilen der Bevölkerung seit Langem ein Unbehagen über die anhaltend unerfreulichen Zustände in der sogenannten «Begegnungszone» – im Grunde eine Perle mit Potenzial! – vorherrscht, wird dieser Missstand seitens der Behörde seit Jahren ausgesessen und kleingeredet. Der partizipative Einbezug engagierter Einwohnerinnen und Einwohner als Mitgestaltende – andernorts (in Basel, Biel und Genf) eine Selbstverständlichkeit – ist schon gar nicht erwünscht.

Unlängst wurde Liestal mit dem Hauptpreis des «Flâneur d’Or 2020» ausgezeichnet. Sissach hingegen wird schweizweit als Negativbeispiel in Sachen «Begegnungszone» erwähnt. Wie lange müssen wir noch auf den Tag warten, an dem Sissach eine echte Begegnungszone hat, die den Menschen Platz für sich und die Begegnung mit anderen Menschen abseits von Hektik und übermässigem Verkehr bietet?

Für die «BAG BegegnungsAG»: Elvira Graf, Sissach

Momentaufnahme aus der «Begegnungszone»