Volksstimme – Mi, 07. April 2021
Dienstagmorgen um zehn nach zehn. Ein Frühlingshauch weht durch die langgezogenen Häuserzeilen. Bei der Einfahrt Nord eine Stele: Einkaufszentrum! Ein Holpern unter den Rädern. Dann wird’s ziemlich eng. Links und rechts dicht an dicht Autos und nur wenige Fussgehende. Stattdessen zunehmend gebrochene Granitplatten, die den Blick fangen, einige mittlerweile entfernt und das Loch mit schwarzem Bitumen notdürftig ausgebessert. Wie lange hält’s? Nur die rissige Regenrinne in der Achse als Kompass!
Auf der rechten Seite droht Gefahr durch eine sich öffnende Autotür, an einem Ort, wo eigentlich kein Auto stehen sollte. Linkerhand ein Veloständer, der mit einem Baum, einer Reklametafel und einer Bank um den knappen Raum kämpft. Niemand sitzt dort! Ein Passant steht suchend vor einem bereits seit Monaten leer geräumten Schaufenster, den Rücken der Hauptstrasse zugewendet. Wo findet sich hier wohl der einladende Raum?
Ein kurzer Halt beim Beck und im Bergladen. Weiter hinten eine geschwindigkeitsregulierende Schwelle zur erhofften Verkehrsberuhigung, die einem Schnellverband gleich die Wunden der Irritation verhüllt. Und gelbe Fussabdrücke der Schuhgrösse 51 je seitlich davon! Der Anhänger hüpft, der Radler sucht das Gleichgewicht. Und wieder gebrochene Platten. Es werden immer mehr.
Der Strassenraum öffnet sich; Platz zum Atmen und Geniessen? Bis er sich wieder verengt – beim Bancomaten der Kantonalbank – durch parkende Autos links und rechts! Eine ältere Frau mit Maske quert zögernd die Strasse. Jetzt nur noch ein paar Radumdrehungen bis zur «Volksstimme» – und ein letztes Holpern. Geschafft! Willkommen in der Zone der Begegnung im Herzen von Sissach!
Ruedi Scheibler, Sissach