Volksstimme – Do, 20. Dezember 2022
Begegnungszone quo vadis?
Nun haben wir den Salat. Kaum ist das Einbahnregime aufgehoben, brettern gewisse Automobilisten wieder mit 45 km/h durch die Begegnungszone Sissach. Kein Wunder, die Beschilderung ist meines Erachtens unglücklich und die Strecke zu gradlinig. Andere Tempo-20-Zonen kenne ich sonst nur von Basel. Dort sind es Quartierstrassen mit Einbahnverkehr. Gewisse haben grosse Schwellen, andere sind solche mit strassenseitig eng versetzten Parkplätzen. Selbst ein routinierter Automobilist kommt auf einer solchen Strasse höchstens auf ein Tempo von 30 km/h. Wo bleiben in unserer Begegnungszone die verkehrstechnischen Beruhigungsmassnahmen? Die einzige aktuelle Einschränkung ist jeweils am Samstagmorgen der Stand von Gemüsebauer Graf. Zum Abladen seiner Ware parkiert er auf der Strasse – es hat ja sonst keinen Platz. Auch zwei seiner Kunden stellten am vergangenen Samstag ihre Velos auf der Strasse ab. Klar, wo sonst? Angenommen, ein Kunde des Standes dreht sich abrupt und läuft zackig über die Strasse. Bei einem solchen Worst-Case-Szenario hätte unsere Gemeinde ganz bestimmt einen Regress am Hals und die Schadenssumme könnte sich auf über 1 Million Franken belaufen. Was spricht dagegen, diesen Stand an eine breitere Stelle und einen übersichtlicheren Ort zu verlegen – zum Beispiel gegenüber dem «Sternen» oder vis-à-vis der «Volksstimme»?
In Bezug auf die möglichen Umsetzungen vermisse ich zudem die klare Kommunikation. Was wollen wir bis wann umsetzen? Wann startet der zweite Einbahnversuch (in Gegenrichtung)? Da die Strasse sowieso saniert werden muss, besteht nun die Gelegenheit zum sofortigen Handeln. Wo bauen wir welche «Hindernisse» ein? Mir schweben Schlangenlinien, ein begehbarer «Halbkreisel» geschmückt mit Blumen und Sträuchern, Kunstwerke oder Schwellen vor.
Die Idee eines Parkleitsystems hingegen finde ich schlecht. Ich wage die Behauptung, dass die Einstellhalle der BLKB auch im Jahr 2040 jeweils samstags noch leer stehen wird – vorausgesetzt, dass keine Umnutzung stattfinden wird. Die Schlacht um die Parkplätze beginnt vorne bei der Gemeindeverwaltung, der Papeterie Pfaff und dem Zauberlädeli; die Parkplätze bei der BLKB und weiter hinten hingegen sind nicht so begehrt.
Ich wünsche uns allen eine sichere, schöne und ruhigere Begegnungszone und hoffe fest auf eine kreative Planung und Ausführung in Bezug auf den Hindernislauf. In diesem Sinn: Oh Hindernisse kommet.
Stephan Kamber-Buser, Sissach